Meine Timmendorfer Strand Momente | „Musik ist meine Sprache“
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„Musik ist meine Sprache“

„Musik ist meine Sprache“

Hans Liberg, weltberühmt und erfolgreich, ist der Entertainer am Piano. Der gebürtige Holländer mit schwedischen und deutschen Wurzeln hat internationale Preise gewonnen, darunter auch den Emmy Award. Wir sprechen in seinem Garten in Timmendorfer Strand. Harmonie, Lachen, sein spontaner Humor ist nicht zu bremsen.
Vor uns die Lübecker Bucht, rechterhand der Niendorfer Hafen. Mit dabei seine Frau Marliez, drei Hunde. Die drei Kinder sind gerade nicht da. Es ist ihm anzusehen, dass er sich wohlfühlt. Er ist in Timmendorfer Strand und Niendorf zu Hause, genauso wie im holländischen Hilversum.

Warum Timmendorfer Strand?
Das war Zufall. 2006 war ich zum Schleswig-Holstein-Musikfestival in Lübeck. Auf dem Weg nach Kiel dann das Schild an der Autobahn „Timmendorfer Strand“. Das klang so fröhlich. Meine Frau Marliez und ich sind spontan runter von der Autobahn, auch weil ich mich erinnerte, dass Freunde aus Holland hier seit langem ein Haus haben. Dort dann der Aufschrei meiner Frau, die immer den Blick für das Wesentliche hat: „Stopp“, und wir standen vor „unserem“ Haus. Dann ging es ganz schnell. Es hat nur zwei Tage gedauert, dann haben wir es gekauft. Nächstes Jahr sind es zehn Jahre. Dann machen wir eine Party und laden das ganze Dorf ein. Ach nee, lieber nur Niendorf (lacht), das sind weniger.

Heimat?
Holland natürlich. Aber von Anfang an auch Timmendorf. Ich stehe hier im Garten oder auf der Promenade, am Strand und denke oft, dass ich diesen Ort, diesen Platz schon lange kenne. Er ist vertraut.

Ostsee / Nordsee?
Die Nordsee ist unruhiger, spannender. Hier in Timmendorf komme ich aber mehr zur Ruhe, die Ostsee hat etwas philosophisches, ist meditativer. Hier erlebe ich immer zwei Ebenen: eine hier unter diesen faszinierenden Kiefern, dann gleich dort die des Meeres, seine Unberechenbarkeit, seine Stürme, aber auch seine Ruhe. Zwei Bühnen, nur getrennt durch die naturbelassene Promenade – von einem Leben in ein anderes Leben. Auch das ist Glück. Die Natur hier ist wunderbar, das  Meer, der Strand, die schönen Bäume.  Meine Tochter war letztes Jahr in Südafrika, erzählte, dass die Küste dort genauso schön ist wie hier – also muss ich nicht mehr nach Südafrika.  Ich fühle mich hier zu Hause, es ist elementar.

Was bist Du?
Ich bin eigentlich Entertainer, nicht Comedien. Ich (lacht) rede nicht so viel wie die Comediens, meine Sprache ist die Musik (singt spontan: „Music is my first love“).  Vor meiner Karriere habe ich Klavier und Musikwissenschaften studiert. Ein Leben ohne Musik, ohne Kunst im Allgemeinen, ist für mich nicht vorstellbar.

Bist du ein berühmter Holländer?
Ja, ziemlich. Wie gesagt, ich habe einige Preise gewonnen und  – eine große Ehre – Königin Beatrix hat mir den Löwen-Orden für meine langjährigen Verdienste im In- und  Ausland verliehen. Ich bin Ritter der niederländischen Löwen, sozusagen Sir Hans – aber ohne Pferd – (lacht).

Wann begann deine Karriere?
Angefangen habe ich 1980, seit 35 Jahren bin ich auf  der Tour.

Unterschied zwischen witzig und komisch?
Komisch bist du von Natur aus, das ist spontan, das kannst du nicht lernen, aber permanent verbessern, gerade auf der Bühne. Einen Witz dagegen kannst du dir am Schreibtisch ausdenken, vorher schreiben – aber Vorsicht – du kannst dann auf der Bühne leicht überrumpelt werden, wenn aus dem Publikum eine Frage gestellt wird, die nicht zu deinem Konzept passt. Ich muss auf der Bühne die Fähigkeit besitzen, sofort auf die Menschen reagieren zu können. Meine Zuhörer lieben es, dass ich ihre Musikwünsche sofort spielen kann und beispielsweise aus  dem dritten Akt von „La Traviata“ heraus fünft Takte später daraus die tschechische Nationalhymne improvisiere. Sie möchten auch gerne ein klein wenig auf den Arm genommen werden, immer wieder. Das heißt auch, ich habe mir im Laufe der Jahre ein sehr großes Repertoire angeeignet und weiß genau, was Lacher produziert – auch Lachen ist Glück. Und wenn ich einen Musikwunsch mal nicht erfüllen kann, dann habe ich die Frage einfach nicht gehört (lacht). Meine Erfahrung auf der Bühne ist für die Menschen gute Unterhaltung, und das muss immer mein Ziel sein.

Welche Musik liebst Du?
Es gibt so viel gute, aber auch viel schlechte Musik. Ich bin ein großer Rachmaninoff Fan. Auch  Skriabin, Ravel, Schnittke, John Cage, Philip Glas gehören zu meinen Favoriten. Privat liebe ich sehr dunkle, intelligente Musik. Das ist die eine Seite, zu mir gehören aber auch die Beatles, die Stones, James Last, Britpop, Miles Davis etc.

Musikinstrumente?
Ja, ja, ich kann schon fünfzig Instrumente spielen – wie gut, erzähle ich nicht – jedoch mehr als Klangfarbe, als Background. Natürlich bin ich keine Sabine Meyer, wenn ich Klarinette spiele. Ich (lacht) kann reden, während ich spiele, das kann sie nicht.

Publikum
Ich hoffe immer, dass die alle bezahlt haben (lacht), wenn sie reinkommen. Aber im Ernst, es ist eine große Ehre, dass sie mich hören wollen. Immer wieder.  Es ist wirklich toll, in diesem Jahr habe ich 125 Auftritte, im letzten Jahr waren es 90. Sicherlich spielen die unterschiedlichen Programme für das Publikum eine Rolle: Jazz- und Solo-Programm und was ich auch gerne mache, gemeinsam mit einem Symphonie-Orchester aufzutreten. Alle drei Jahre gibt es ein neues Programm.

Was ist schön?
Mit Erfolg gekrönte Arbeit ist Glück, ist schön. Aber auch Tiefpunkte haben eine ganz eigene Dimension, sie bedeuten ganz oft Kreativität, die schön sein kann. Und Familie ist Glück, Dasein ist Glück. Und natürlich ist Timmendorfer Strand schön. Das soll ich doch jetzt sagen (lacht), dafür haben wir doch auch dieses Interview gemacht. Doch, doch, es ist wirklich sehr schön hier.

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